Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung zu einem Artikel im Bayernteil vom 15./16.12.2001:
 
 
 
 

Sehr geehrter Herr Krill,

Zu dem Bericht über den "Historikerstreit in Kolbermoor" erlauben Sie mir ein paar Bemerkungen, die Sie gerne auch als Leserbrief verwenden können.

Nicht weil Prof. Dr. Klaus Weber Stadtrat der Grünen (1984-86) war, wie von Ihnen beschrieben, hat er sich Feinde gemacht, sondern weil er Kontroversen seit eh und je zuspitzt und sehr persönlich austrägt. Seit längerem benutzt er nun das Negativ-Image von Kolbermoor, um sich bundesweit einen Namen als Publizist zu machen, denn wenn in einem Artikel die Stichworte Rechtsradikale + Kolbermoor auftauchen, kann er sicher sein, daß er auf Resonanz stößt.

Ich bin diese Pauschalverunglimpfung gründlich leid als Kolbermoorer Bürgerin und als Bürgermeisterkandidatin der Grünen Liste. Es entsteht ein verzerrtes Bild von Kolbermoor. Es ist zwar nicht zu leugnen, dass Kolbermoor eine rechtsradikales Szene hat, es ist auch nicht zu leugnen, dass die Geschichtsdarstellung von Herrn Rivier zu kritisieren ist. Deshalb täte jeder Stadt eine Geschichtswerkstatt gut. Sie kann aber nicht Selbstzweck sein. Geschichte dient dazu, unsere Vergangenheit, unsere Wurzeln besser kennenzulernen, Fehler der Vergangenheit aufzudecken, um sie nie wieder geschehen zu lassen. Sich aber auf der Suche nach Sündenböcken festzubeißen ist das Gegenteil dessen, was not tut. Wir brauchen mehr Maßnahmen zur Integration und des Aufeinanderzugehens bei dem hohen Anteil an ausländischen Kolbermoorern und Aussiedlern. Genau da liegt mein politischer Ansatz. Wir brauchen einen Integrationsbeirat aus den o.a. Bevölkerungsgruppen gemeinsam mit Wohlfahrts- und religiösen Verbänden sowie Stadtratsmitgliedern. Wir wollen das Wir-Gefühl für diese Stadt weiterentwickeln. Aber es gibt auch jetzt bereits zahlreiche Initiativen für mehr Integration. Erwähnen möchte ich die beispielhafte Hausaufgabenbetreuung, die vor allem von den türkischen Mädchen seit Jahren genutzt wird, die Bemühungen der Lehrer/innen an den Schulen, die Kontakte zum Asylbewerberheim, und das EU-Projekt "Soziale Stadt". Und nicht vergessen möchte ich die große Anteilnahme der Kolbermoorer Bevölkerung beim Gedenkgottesdienst für den ermordeten Carlos F.

Ich denke, dass es notwendig ist, die Dinge gerade zu rücken für die Einordnung der Geschehnisse hier vor Ort.

Mit freundlichen Grüßen

Else Huber